Barbaratag
Vor einigen Jahren bekam ich von einer guten Freundin aus meiner Heimat Dudweiler am Barbaratag Kirschzweige geschenkt. Auch meine Mutter hatte welche mitgenommen, um sie mit mir zu teilen. So war ich gut versorgt.
Seit dem 13. Jahrhundert existiert der Brauch, am Gedenktag der hl. Barbara, dem 4. Dezember, Kirsch- oder Forsythienzweige zu schneiden und sie in einer Vase ins Haus zu holen. Viele kennen die Legenden, die sich um die heilige Barbara ranken.
Der Brauch geht auf eine Überlieferung zurück. Auf dem Weg ins Gefängnis soll sich in ihrem Kleid ein Zweig verfangen haben. Sie stellte ihn in Wasser und an ihrem Todestag soll der Zweig aufgeblüht sein. Dem Volksglauben nach soll der blühende Zweig Glück bringen.
Meine Barbarazweige habe ich gut gehütet und mit frischem Wasser versehen, so dass tatsächlich bereits vor Weihnachten einzelne Knospen blühten.
„Du schienst wie tot“, sagte Barbara zu dem Zweig. „Aber du bist aufgeblüht zu schönerem Leben. So wird auch mein Tod der Anfang eines neuen, ewigen Lebens sein.“
Ich war stolz, dass mein Blütenwunder in diesem Jahr gelungen war. Das ist nicht immer der Fall.
Am 23. Dezember damals war ich zu einer großen Beerdigung eines ehemaligen Bergmannes. Der Zelebrant griff in seiner Predigt nicht nur die Biographie des Verstorbenen auf, sondern auch die der hl. Barbara. Die Grubenlampe, die vorne beim Kreuz stand, wurde bei seiner Beisetzung mit ins Grab gelegt.
Von diesem Moment an war mir klar, wer in diesem Jahr meine blühenden Barbarazweige bekommen sollte. Ich glaube zwar nicht, dass sie den Angehörigen Glück gebracht haben, wohl aber Hoffnung auf ein neues unsterbliches Leben bei Gott.
Wie gut, dass ich vertrauen kann, dass es einen Gott gibt, der alles Blühen und Vergehen in seinen guten Händen hält.
Rüdiger Glaub-Engelskirchen,
Gemeindereferent in der Pfarreiengemeinschaft Schweich