"Kiss and Go!"

„Hurra, ich bin ein Schulkind und nicht mehr klein,“ so klang es in früheren Zeiten zur Begrüßung der Erstklässler in vielen Grundschulen. Können Sie sich noch an Ihren Schulanfang erinnern? Gibt es noch Fotos davon mit dem Einschulungsdatum, vielleicht sogar auf einer Schiefertafel?

Meine Erinnerungen reichen zurück an einen herrlichen und heißen Sommer 1976. Mit meiner Mutter und meinen Geschwistern genoss ich die sonnigen Tage im Freibad in Dudweiler.

Dann kam mein 1. Schultag.

Die große Schultüte war mit leckeren Süßigkeiten gefüllt. Brav, akkurat gekleidet und erwartungsvoll machten wir uns auf den Weg zum ökumenischen Schulgottesdienst. Aus dem kleinen Rüdiger, dem Kindergartenkind, war ein Schulkind geworden. Die Erwachsenen meinten: „Jetzt beginnt der Ernst des Lebens!“ Keine Ahnung, was dieser Satz bedeutete, ich freute mich auf die Schule, die Lehrerin, die Freunde und auf alles, was ich lernen durfte.

Manche Eltern werden sich nächste Woche wehmütig fragen: „Ist unser Kind wirklich schulreif, kann ich es allein zur Schule gehen lassen, kommt es in der Klassengemeinschaft zurecht und erfüllt es die Anforderungen des Lehrplans?    Liebe Eltern! Für Sie heißt es jetzt loslassen, auch wenn der elterliche Wunsch nach Sicherheit und Schutz emotional nachvollziehbar ist. In manchen Grundschulen wurden in den letzten Jahren „Kiss-and-Go“-Zonen eingerichtet. Das bedeutet: Ab hier schaffen es die Kinder allein.

Ein schöner Gedanke! Eltern werden auf diese Weise ermutigt, das Selbstbewusstsein des Kindes zu stärken und ihm zu vertrauen. Mit einem liebevollen Kuss und tschüss gelingt das ausgezeichnet. Und außerdem sind wir nicht alleine. Möge Gott uns für die Herausforderungen der kommenden Tage seinen begleitenden und spürbaren Segen schenken.

Rüdiger Glaub-Engelskirchen

Gemeindereferent in der Pfarreiengemeinschaft Schweich