Ostern – Vorhang auf!
Einen Film mehrmals anzuschauen, finde ich meist langweilig. Die Handlung und der Ausgang sind mir bekannt, und deshalb verliert der Film seine Attraktion.
Wie erlebe ich das österliche Triduum Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag? Haben diese österlichen Tage ebenfalls ihren Reiz verloren, da wir sie in unserem bisherigen Leben schon sehr oft mitgefeiert haben? Wir wissen, wie die Geschichte mit Jesus von Nazareth ausgeht. Wer ist noch betroffen, wenn er schon vielfach das Happy End, die frohe Botschaft vom Engel am leeren Grab Jesu gehört hat? Trotzdem feiern wir Christen in jedem Frühling erneut diese Gedenktage.
Am Gründonnerstag kommen wir in der Kirche zusammen, um mit Jesus das letzte Abendmahl zu feiern. Wie schön wäre es, ein festliches Mahl mit vielen Pfarrangehörigen feiern zu können. Aber die kurze Freude des gemeinsamen Mahls wird getrübt, denn in der Liturgie des Gründonnerstags wird berichtet, dass Jesus Todesängste durchlitten hat.
An Karfreitag steht das Sterben Jesu im Mittelpunkt. An diesem Tag gedenke ich nicht nur des Todes Jesu, sondern auch andere liebe Verstorbene anderer lieben Verstorbenen: Freunde, Familien- und Pfarrangehörige...
Gott sei Dank bleiben wir nicht am Kreuzweg stehen, wir dürfen weitergehen und das Unmögliche erleben. Denn der Film meines Lebens ist noch nicht zu Ende, das Drehbuch verheißt uns ein Leben in noch nie dagewesener Fülle.
Ostern will uns auch im Jahr 2025 deutlich machen, dass Gott uns in seinen Händen durch den Tod hindurchträgt. Deshalb sind für mich die Kar- und Ostertage nicht langweilig. Gerne feiere ich sie mit den Menschen in unserer Pfarreiengemeinschaft Schweich und in Verbundenheit mit allen Christen auf dieser Welt.
In der Feier der Osternacht werden wir erneut den Schöpfungsbericht aus dem Buch Genesis hören. Was so lapidar klingt „es werde Licht“, wird das Bühnenbild zauberhaft verändern. Zeichenhaft erkennen wir die vielfältigen Möglichkeiten, die das Licht uns schenkt: Begegnung, Leben und Kommunikation. Gott hat die Welt damals für uns Menschen erschaffen, und wir werden auch in seiner weiteren Besetzung der Schöpfung eine wichtige Rolle spielen.
Wenn das Dunkel der Vergangenheit vorbei ist, dann dürfen wir für immer bei ihm und mit ihm in diesem Licht leben. Gott ist der Produzent unseres Lebens, und ich teile die große Hoffnung, dass er die Regie bis zum Ende führt. Dann geht es nicht mehr um langweilige alltägliche Szenen, sondern dementsprechend spielen wir die Hauptrollen, Sie und ich.
Es gibt allerdings auch Filme, die bewusst ein offenes Ende haben. Unser christlicher Glaube schenkt uns die Freiheit, in der sich jede und jeder von uns selbst entscheiden darf.
Angst brauchen wir keine zu haben, keine vor dem Leben – und keine vor dem Tod. Wenn Gott an unserer Seite ist, dann wird das Ende ein Liebesfilm mit grandioser Filmmusik sein. „Jesus lebt, mit ihm auch ich! Tod, wo sind nun deine Schrecken? Er, er lebt und wird auch mich von den Toten auferwecken. Er verklärt mich in sein Licht; dies ist meine Zuversicht!“ (GL 336)
Rüdiger Glaub-Engelskirchen,
Gemeindereferent der Pfarreiengemeinschaft Schweich