Ein geistliches Wort für den Advent

WARTEN

Ich warte nur ungern. Meinen Tagesablauf plane ich so, dass keine Wartezeiten aufkommen. Ebenso weiß ich es sehr zu schätzen, wenn meine Mitarbeiter*innen und Gesprächspartner*innen pünktlich sind, genau wie ich. Dennoch gibt es Tage, da läuft nicht alles rund, dann ist Warten und Umplanen angesagt. Aber das Warten hat viele verschiedene Aspekte und Facetten.

 

  1. Emotionale Aspekte

Geduld und Ungeduld: Warten erfordert Geduld und kann Ungeduld hervorrufen. Die Fähigkeit, geduldig zu warten, ist nicht jedem Menschen gegeben.

Vorfreude und Angst: Manchmal ist Warten mit Vorfreude verbunden, etwa wenn sich unsere 87 Kommunionkinder schon jetzt auf ihre Erstkommunion im Frühjahr freuen.

In anderen Fällen kann es Angst und Unsicherheit hervorrufen, vor allem, wenn wir auf Ergebnisse von ärztlichen Untersuchungen warten.

 

  1. Zeitliche Aspekte

Verlorene Zeit: Warten kann als Zeitverschwendung empfunden werden, besonders, wenn man das Gefühl hat, die Zeit besser nutzen zu können. Ich erlebe es dann als Stress, wenn ich daran denke, was ich alles erledigen könnte.

Zeit zur Reflexion: Warten kann aber andererseits Raum bieten zur Reflexion, zum Nachdenken, Atemholen und Pausieren im oft hektischen Alltag. Nicht selten nutze ich die Wartezeit für ein kurzes Gebet, das mir spürbar innere Ruhe verschafft.

 

  1. Soziale Aspekte

Gemeinschaftliches Warten: In Situationen, in denen Menschen in einer Warteschlange ausharren oder im Wartezimmer eines Arztes sitzen, kann es zu sozialen Interaktionen kommen, die manchmal das Warten angenehmer machen. Wenn jemand dann noch einen lockeren Spruch auf den Lippen hat, lässt sich die Wartezeit mit Lachen und Humor leichter ertragen.

Isolation: Warten kann auch isolierend wirken, besonders, wenn man allein ist und keine Ablenkung hat. Ich denke an die vielen Menschen, die schon lange allein leben und sich über jeden Anruf, einen Besuch oder eine willkommene Abwechslung freuen. Besondere Momente erlebe ich in Situationen, in denen wir mit der Hauskommunion zu unseren älteren und kranken Mitchristen unterwegs sind.

 

  1. Kulturelle Aspekte

Unterschiedliche Wahrnehmungen: In den verschiedenen Ländern wird Warten unterschiedlich wahrgenommen. In unserer Kultur wird Pünktlichkeit hochgeschätzt, und mir ist sie persönlich wichtig. Mein nigerianischer Freund und Priester Ohaju pflegt im Gegensatz zu mir einen entspannten Umgang mit der Zeit.

Rituale und Bräuche: Manche Kulturen haben spezifische Rituale oder Bräuche, die das Warten begleiten, wie das gemeinsame Tee trinken oder das Erzählen von Geschichten. Wenn ich an die vor uns liegende Adventszeit denke, dann ist das etwas Wunderbares, auf das ich mich schon jetzt riesig freue.

 

Liebe Schwestern und Brüder, liebe Kinder und Jugendliche,

die Adventszeit ist eine besondere Zeit des Jahres, in der wir uns auf die Ankunft unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus vorbereiten. Es ist eine Zeit der Erwartung, der Hoffnung und der Besinnung. Während wir die vier Wochen des Advents durchlaufen, sind wir eingeladen, unser Herz und unseren Geist auf das Wunder der Geburt Jesu vorzubereiten.

Lasst uns voller Freude die Kerzen des Adventskranzes entzünden und uns an das Licht erinnern, das Christus in die Welt gebracht hat. Lasst uns auch gemeinsam ein Zeichen der Nächstenliebe setzen. In diesem Jahr bittet das Bischöfliche Hilfswerk Adveniat um unsere finanzielle Unterstützung. Unsere Glaubensgeschwister in Südamerika stehen vor großen Schwierigkeiten und benötigen dringend unsere Unterstützung. Viele Familien kämpfen mit Armut, Naturkatastrophen und fehlendem Zugang zu grundlegenden Bedürfnissen wie Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung. Jede Spende, egal wie klein, kann einen großen Unterschied machen und das Leben vieler Menschen positiv verändern.

Unser Pfarrbrief enthält eine Fülle von verschiedenen Möglichkeiten für uns alle bereit: für Jung und Alt, für Frau und Mann. Es liegt an uns, was wir aus der vor uns liegenden Wartezeit machen.

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien eine gesegnete und freudige Adventszeit.

 

Ihr und euer Gemeindereferent Rüdiger Glaub-Engelskirchen