Isseler Geschichten vom Hungerstein bis Lügenschein
Zwei Stunden reichten nicht um den zwanzig Männern aus der Pfarreiengemeinschaft beim Juli-Treff alles von der Geschichte des Dorfes zu erzählen, denn dafür war die Runde mit zu vielen Geschichten und Erinnerungen der Isseler Teilnehmer gewürzt.
Dass Issel 893 erstmals urkundlich erwähnt wurde und dass der „Hof“ seinen Ursprung in einem Hofgut des Klosters Oeren hatte wurde natürlich erzählt.
Aber in welchem Zustand Elisabeth Krogull-Schliep und ihr Mann Andreas Schliep die alte Luzienkapelle auf dem Hof vorfanden, als sie mit der Sanierung begannen, erfährt man nur, wenn die Eigentümerin berichtet. Wenn dann noch die „jungen 70-jährigen“ aus dem Dorf erzählen, was der frühere Bewohner, der Herr Obser, so erzählte:
„Ich habe einen amtlichen Lügenschein! Den muss ich jedes Jahr auf dem Amt verlängern! Dafür darf ich dann aber auch Geschichten erzählen.“ Und wie … „Host du haut Morjen dat Krokodil an der Musel gesiehn? Dat war sooo laaang!“ … und er habe so gut erzählt, dass man es fast geglaubt hätte.
So flog die Zeit nur dahin und es sprudelten die Dorfgeschichten, die in diesem Bericht nur angerissen werden können.
Vom „Hof“ sah man bei großer Trockenheit den Hungerstein und man konnte durch die Mosel auf den Kenner Flur waten. Könner war man, wenn die kurze Lederhose trocken blieb!
Die Rohrfabrik, sowie Sand und Kies für den Westwall hatten eine große Bedeutung für das Dorf. Issel war ab dem Kieswerk, zum Sägewerk über Quint, an das Bahnnetz angeschlossen.
Das Dort hatte eine Infrastruktur mit sieben Kneipen, zwei Geschäften, einer Metzgerei, eine Schneiderei, einen Elektriker, einen Schmied und den ersten Supermarkt!
Thema war auch der ewigen Streit mit den Schweichern, der bereits im 16. Jahrhundert mit Besitzansprüchen um Wald und Weiden begann und noch in den 50-igern Jahren zur Folge hatte, dass die Schweicher die Isseler Kinder nach dem Kommunionsunterricht gejagt hatten.
Mancher Teilnehmer konnte sich noch an die Bunker im heutigen Kapellenweg, im „Ehranger Petschen“ und in der Bahnhofstraße erinnern.
Zum Abschluss ging es zur Isseler Kirche. Dort erzählte Resi Fey aus der über 100-jährigen Küsterinnentradtion in ihrer Familie. Allgemein bedauert wurde in der Runde, dass die Sanierung der Kapelle noch immer nicht angepackt wurde, um dieses schmucke Gotteshaus zu erhalten.
Beim abschließenden Umtrunk waren alle begeistert von dem kurzweiligen Rundgang und es wurde noch viel von „Früher“ erzählt. Ende war aber noch bevor … „de Maier de Stähn uffgehoben hot!“
„Ich hatte von dem Männertreffen gelesen, aber dachte, dass ist mir zu fromm. Aber das hier hat mir richtig gut gefallen! Auch was man alles noch nicht über Issel gewusst hat und welche Dinge einem wieder eingefallen sind!“
Der Männertreff scheint sich zu etablieren. Wir sind offen für alle Männer!
Der nächste Treff ist am Donnerstag, dem 4.8.2022, um 16 Uhr, an der Bernhard-Becker-Freizeitanlage in Kenn. Von hier geht es mit Martin und Peter gemütlich mit dem Rad oder E-Bike ins Ruwertal zur Einkehr in Gusterath Tal und zurück.