Pilger der Hoffnung

Unter dieses Leitwort hat Papst Franziskus das Heilige Jahr gestellt. Alle 25 Jahre dürfen wir in der Kirche ein solches Jubeljahr - ein Heiliges Jahr feiern. An Weihnachten hat der Papst dieses Heilige Jahr eröffnet. So möchte ich die erste Ausgabe unseres Pfarrbriefs im neuen Jahr unter genau dieses Thema stellen: die Hoffnung.

Die Hoffnung ist für uns Christen nichts, das einfach so zu unserem Glauben hinzukommt. Sie ist keines der theologischen Begriffe, mit denen nur Gelehrte herumjonglieren. Die Hoffnung steht für unseren Glauben an Jesus Christus, in dem unsere Hoffnung „Hand und Fuß“ bekommen hat. Im ersten Brief an die Gemeinde, in Thessaloniki, weist Paulus genau darauf hin. Er zeigt der Gemeinde auf, dass diese Hoffnung auf unseren Gott der entscheidende Unterschied zu den anderen Menschen ist. Die Gemeinde soll nicht so werden, wie diejenigen, die keine Hoffnung haben (vgl. 1 Thess. 4,13). Für Christen ist die Hoffnung ein Identifikationsmerkmal.

Hoffnung beschreibt die Fähigkeit des Menschen, seinen Blick zu heben und über sich, als auch über die Welt hinaus zu blicken. Die Grenzen des irdischen Lebens zu überschreiten und nach dem Größeren zu tasten. Das könnte man über die Fantasie auch sagen. Doch die Hoffnung zeichnet noch etwas anderes aus. Sie beschreibt nicht nur ein tiefes, inneres Verlangen eines Menschen, die Suche nach Halt, Trost und Leben - auch über den Tod hinaus, sondern, so hat es Kardinal Ratzinger seiner Zeit geschrieben, sie ist auch die Zuversicht, dass dieses Verlangen eine Antwort findet. Durch die Hoffnung kann bereits das, was noch nicht ist, aber von uns erhofft wird, in unser Leben hineinleuchten. Die Hoffnung ist also eine Verbindung mit Gott, durch die er uns schon jetzt in unserem Leben Mut und Trost schenken kann und es auch tun wird! In einem Gotteslob-Lied wird dies deutlich: „Wenn Glaube, Liebe und Hoffnung bei uns einzieht, öffnet sich der Horizont. Wir fangen an zu leben, weil der Himmel bei uns wohnt.“ Durch Jesus Christus ist dies wahr geworden. Gerade in der vergangenen Weihnachtszeit durften wir genau das feiern! Gott verankert sich in unserer Welt und lebt unser Leben.

Weder Paulus, noch ich möchten dieser hoffnungsvollen Haltung einen Anspruch auf Exklusivität zuweisen. Diese Hoffnung ist nichts, was wir für uns behalten sollen. Sie zeichnet uns aus und darf uns von anderen Menschen unterscheiden, aber nicht trennen. Als Christen ist es unsere Aufgabe, von dieser Hoffnung Zeugnis zu geben - also die Hoffnung zu teilen! Gerade in dieser Zeit, die immer wieder erschüttert wird von Kriegen, Anschlägen, Wirtschaftskrisen und Naturkatastrophen, sollten es gerade wir sein, die in einer scheinbar immer mehr die Hoffnung verlierenden Welt, neue Hoffnung schenken! Die Hoffnung fordert uns nicht dazu auf, uns einzukapseln, sondern sie zu verschenken und zu teilen.

Wenn wir auf das Logo des Heiligen Jahres blicken, erkennen wir vier Menschen, die sich aneinander festhalten. Sie stehen für die vier Himmelsrichtungen: Gottes Botschaft und die Hoffnung auf ihn, gilt also allen Menschen. Und wahre Pilger der Hoffnung halten sich aneinander fest und blicken gemeinsam auf ihre Hoffnung. Hoffnung braucht Hoffnungsträger - sie braucht Menschen, die der Hoffnung ihr Gesicht geben, sie teilen und verkünden.

Lassen wir diese Hoffnung in unserem Leben wachsen und teilen sie mit den Menschen um uns herum - vor allem mit denen, die auf der Suche nach einer solchen Hoffnung sind!

Ihr Kaplan, Adrian Sasmaz